Koyaanisqatsi (Prophezeiung) - (USA 1976-1982); 120
min.
Regie: Godfrey Reggio;
Englische Zwischentitel
Begleitung: RadioMentale (Frankreich)
Ein Film zum Sich-Fallenlassen. Wolken ziehen im Eiltempo über
den Himmel, Menschen wimmeln wie Ameisen in den Städten. Eigentlich
vertraute Bilder von amerikanischen Nationalparks und Großstädten
wirken plötzlich unbekannt, entfremdet. Rasende Flüge über Berge,
Flüsse und Seen werden von zum Teil durch Zeitraffer und
schwierigere technische Prozesse nachbearbeitete Aufnahmen abgelöst
und nach einem klaren künstlerischen Konzept montiert. „
Koyaanisqatsi“ kommt aus der Sprache der Hopi Indianer und bedeutet
„Leben aus dem Gleichgewicht“. Ohne Worte, aber umso eindringlicher
erzählt der Film von der Zerstörung der Natur durch den Menschen.
Die Natur wird von der technologiegläubigen Zivilisation der
modernen Menschheit verdrängt; einer Menschheit, deren von
zerstörerischer Hektik und Rücksichtslosigkeit geprägtes Leben dem
Untergang geweiht ist. Die Kunst der Montage und des Zeitraffers
bringt völlig neue Bilder hervor. Deshalb ist die sichtbare Freude
an den filmischen Manipulationsmöglichkeiten mehr als eine
cinematographische Spielerei.
Godfrey Reggios experimenteller Dokumentarfilm ist längst zum
Kultstreifen geworden. Die Arbeit an diesem spektakulären Erstling
dauerte 6 Jahre (1976 - 1982). Irgendwo in der Mitte zwischen
Dokumentarfilm und visueller Kunst ist der erste Film der Triologie
Qatsi zweifelsohne der gelungenste und markanteste. Die Originale
minimalistische Musik von Philip Glass wird durch die DJs von
RadioMentale ersetzt, die den Film neu unterlegen. Mit ihrer Musik
bringen die DJs einen neuen Wind und eine neue Energie in den
Klassiker.
RadioMentale - Cinémix (Frankreich)
Das Cinémix, die Unterlegung von Stummfilmen mit elektronischer
Musik, entdecken derzeit zahlreiche DJs und Künstler aus dem
Bereich der elektronischen Musik neu. Das Duo RadioMentale, das zu
den Pionieren und Erfindern des Cinémix gehört, hat an zahlreichen
Orten und bei Festivals bislang zu Stumm- und Spielfilmen aufgelegt
u.a. bei den Nuits Sonores in Lyon, während Rencontres
Cinématographiques in St. Denis und im Atheneum in Dijon. Die von
RadioMentale begleiteten Spiel- und Stummfilme haben gemeinsame
Thematiken wie der Traum, die Halluzination, Hypnose und die Frage
der Wahrnehmung, welche dem Duo erlauben, sich von der Handlung des
Filmes zu entfernen und die Vorstellung der Zuschauer
anzuregen.
RadioMentale wurde 1992 gegründet und war ursprünglich eine
Radiosendung, in der Jean-Yves Leloup und Eric Pajot die Zuschauer
auf eine musikalische Reise von zwei Stunden mitnahmen. Seitdem
sind sechs Jahre vergangen, in denen RadioMentale einen wahren
Kultstatus erlangt hat. Die Künstler wandeln zwischen den
Disziplinen und Orten und sind unter anderem im Centre Pompidou,
dem Palais de Tokyo, der Fondation Cartier und während der
Documenta aufgetreten. Sie haben Konzerte und Performances im
Rahmen der Cité de la Musique, dem Festival Aquaplanning und
während des Filmfestivals in Cannes 2005 durchgeführt.
Seit dem Jahr 2000 hat RadioMentale unter anderem zu den Filmen „
Kairo“ (R: Kyoshi Kurosawa), „Element of crime“ (R: Lars Von
Trier), „Fight Club“ (R: David Fincher) gearbeitet. Einen weiteren
Schwerpunkt bildete die künstlerische Arbeit mit dadaistischen
Kurzfilmen vom Beginn der 20. Jahrhunderts (R: Man Ray, Fernand
Léger, Marcel Duchamp, Hans Richter) und mit dem Videokünstlern
Eric Pajot und Dominique Gonzales-Foerster.