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14. November 2007, 17.00 Uhr

Tranzit Haus (str. G. Bariţiu 16)

Stummfilm mit Begleitung: La passion de Jeanne d’Arc (Die Passion der Johanna von Orléans) – (F 1928); R: Carl Theodor Dreyer


 

 

La passion de Jeanne d’Arc (Die Passion der Johanna von

Orléans) – (F 1928); 70 min.

Regie: Carl Theodor Dreyer; Mit: Maria Falconetti, Eugène

Silvain, Michel Simon, Maurice Schutz

Französische Zwischentitel; Untertitelung in rumänischer

Sprache

 

Begleitung: Ferenc Darvas (Ungarn)

„La Passion de Jeanne d'Arc“ rekonstruiert anhand der

historischen Prozessakten die Ereignisse rund um den Prozess der

Pariser Universität gegen die Jungfrau von Orl é ans. Die der

Ketzerei beschuldigte Heilige wird nach quälenden Verhören, Folter

und einem widerrufenen Geständnis schließlich auf dem

Scheiterhaufen verbrannt. Das Drehbuch und die Zwischentitel

stützen sich dabei vor allem auf die Prozessakten und lassen so ein

psychologisches Kammerspiel von großer Dichte entstehen.

Dreyers

Jeanne d'Arc entstand zu einer Zeit, in der sich der Stoff

äußerster Beliebtheit erfreute, da Jeanne erst 1920 heilig

gesprochen wurde. Nachdem es bereits im 19. Jahrhundert einen

regelrechten Kult um die junge Frau gegeben hatte, wurde dieser mit

der Heiligsprechung verstärkt. Dreyer verzichtet gänzlich auf die

Motivgeschichte und hat bewusst keinen Historienfilm in Szene

gesetzt. Der Regisseur konzentriert sich auf den Konflikt zwischen

Jeanne und den kirchlichen Inquisitoren. In extremen Großaufnahmen

wird der „Nahkampf“ zwischen ihr und ihren Anklägern deutlich.

Durch den gänzlichen Verzicht von Make-up, die spärliche

Ausstattung und die dominierenden Großaufnahmen vor weißem

Hintergrund wird versucht, die Unmittelbarkeit der Erfahrung und

das innere Drama in den Vordergrund zu stellen.

So unspektakulär die Ausstattung ist, so atemberaubend ist die

filmische Gestaltung des Werkes. Statt der damals üblichen 500-1000

Einstellungen pro Film, bringt es

Jeanne d'Arc auf über 1500 Einstellungen, eine visuelle tour

de force, die die Dramatik der Großaufnahmen noch steigert.

Der Film wurde schnell von den Verleihern als

Avantgarde-Produktion verkauft, so dass ihm der Weg zum großen

Publikum weitgehend versperrt blieb, anders als es Dreyer

beabsichtigt hatte, der ein Werk von zeitloser Allgemeingültigkeit

für alle Publikumsschichten schaffen wollte. Dazu kamen

Schwierigkeiten mit der Zensur. Nach der Weltpremiere in Kopenhagen

musste der Film für seine französische Uraufführung auf Betreiben

der Kirche um 15 Minuten gekürzt werden.

 

 

Ferenc Darvas – Klavier (Ungarn)

Der Pianist Ferenc Darvas studierte an der Musikfachschule Béla

Bartók und Musikhochschule Ferenc Liszt Klavier und Komposition.

Nach dem Studium folgten Anstellungen als Korrepetitor im

Operettentheater der Stadt Budapest (1969-1974) und als

musikalischer Leiter des Lustspielhauses (1977-1978). Seit 1978 ist

Ferenc Darvas als freiberuflicher Komponist tätig. Er hat die Musik

zu über 150 Theaterstücken, 50 Hörspielen und mehreren

Fernsehfilmen verfasst. Filmmusik, Tanzmusik, sinfonische

Unterhaltungsmusik und Chansons finden sich ebenso in seinem Werk

wieder.

1988 wurde er in Paris für die Musik des Filmes Eldorado für den

Preis der besten Filmmusik nominiert. Neben seiner musikalischen

Tätigkeit ist Darvas sowohl im Kreis von Mathematikern als auch von

Zauberkünstlern als Kopfrechner bekannt.