Vom 25. April bis zum 1. Mai 2009 fand in Klausenburg zum ersten
Mal das Festival barocker Musik „La Stravaganza“ statt. Sieben Tage
lang haben dabei Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen
Ländern an verschiedenen Spielorten in der Stadt die Musik des
Barock auf den Instrumenten und im Stil des 17. und 18.
Jahrhunderts interpretiert und damit versucht, jene längst
vergangene Zeit vor den Augen und in den Ohren der Zuhörer für
einige Tage noch einmal zum Leben erwachen zu lassen. Mit
Unterstützung des Deutschen Kulturzentrums Klausenburg waren neben
Künstlerinnen und Künstlern aus Rumänien und Frankreich auch die
beiden Musiker Dieter Weitz (Cembalo) und Monika Mauch (Gesang des
Barock) aus Deutschland bei diesem Festival barocker Musik
dabei.
Der Tatsache, dass bis zum 19. Jahrhundert praktisch nur
zeitgenössische Musik gespielt wurde, ist man sich heute selbst
unter professionellen Musikern wenig bewusst. Die
selbstverständliche Haltung der Musiker der Romantik gegenüber den
Arbeiten ihrer Vorgänger war geprägt von der Absicht, sie im Stil
ihrer eigenen Epoche zu arrangieren, zu transformieren oder zu
bearbeiten, auf den Instrumenten, die ihnen zur Verfügung standen,
und nach dem Geschmack ihres Publikums. Die Idee, die Musik des
Barock auf den Instrumenten und in der charakteristischen Art und
Weise ihrer ursprünglichen Epoche wiederzugeben, begann sich erst
vor etwa 50 Jahren in Westeuropa auszubreiten; ihr Grundgedanke war
dabei, die Identifikation der Musiker und des Publikums von heute
mit den musikalischen Ausdrucksweisen der vergangenen Epochen zu
ermöglichen, so wie sie damals aufgefasst wurden. Durch das Studium
der theoretischen Abhandlungen und der erhaltenen alten Instrumente
entdeckte man zudem, dass die Praxis der Interpretation von Musik
im Barock sowie das adäquate Instrumentarium ein ungeahntes
Ausdruckspotenzial enthalten, das andernfalls durch die Instrumente
und Wiedergabepraxis, wie sie im 19. und 20. Jahrhundert üblich
waren, entstellt würde.
Auch in Osteuropa erfährt diese Strömung eine immer
ausgeprägtere Verbreitung, doch das Festival barocker Musik „La
Stravaganza“ hatte sich zum Ziel gesetzt, den ersten Wettbewerb
alter Musik in Rumänien zu organisieren, dessen Jury dabei vor
allem die getreueste Beachtung der Interpretationspraxis des Barock
bewertete. Darüber hinaus bot dieses Festival den Interessenten
Meisterkurse in Cembalo, Barockgeige, verschiedenen
Blasinstrumenten und Gesang des Barock an. Ebenfalls standen ein
musikwissenschaftliches Symposision zu Themen, die in Verbindung
mit dem Barock stehen, sowie Konzerte mit Musikgruppen, die sich
diesem Gebiet der Musik gewidmet haben, auf dem Programm.
Programm des Festivals:
Konzerte in der Reformierten Kirche vom 25.04.-01.05.2009 (19
Uhr):
25.04. Fluentem (Trossingen/Deutschland)
Soma Salat-Zákáriás - Viola da gamba, Zsofia Csákány - Cembalo,
Vit Nermut - Geige
26.04. La Follia (Temeswar)
Diana & Codrin Emandi - Geige, Ciprian Câmpean -
Violoncello, Erich Türk - Cembalo, Andrej Jovanic - Theorbe
27.04.
Galakonzert der Sieger des Wettbewerbs
28.04. Kammerkonzert: Mihail Ghiga - Geige (Bukarest), Maria
Abrudan - Orgel (Cluj)
29.04. Barockensemble Transylvania (Cluj)
Zoltan Majo - Blockflöte, Ciprian Câmpean - Violoncello, Erich
Türk - Cembalo
30.04. Abschlusskonzert der Kurse
01.05. Kammerkonzert: Dieter Weitz - Cembalo, Monika Mauch -
Sopran
Meisterkurse zur Interpretationspraxis des Barock an der
Musikakademie „Gheorghe Dima“ (28.-30.04.):
Cembalo - Dieter Weitz (Trossingen)
Gesang des Barock - Monika Mauch (Köln)
Blasinstrumente - Jean-Cristophe Frisch (Frankreich)
Barockgeige - Mihail Ghiga (Bukarest)
Wettbewerb der Barockmusik (26.-27.04.): für
Kammermusikensembles in 2 Etappen
Musikwissenschaftliches Symposion (01.05.): „Die Kunst der
Interpretation und die Instrumente des Barock“
Das Festival barocker Musik „La Stravaganza“ fand in Kooperation
mit dem Barockensemble Transylvania, der Zentralen Reformierten
Gemeinde Klausenburg, der Musikakademie „Gheorghe Dima“ , dem
Centre Culturel Français Cluj-Napoca, dem Deutschen Kulturzentrum
Klausenburg und dem Consiliul Judeţean Cluj-Napoca statt.